Wer kennt nicht den Film „Notting Hill“ mit Hugh Grant und Julia Roberts?
Kürzlich stolperte ich über den Film und hörte amüsiert den Dialogen zwischen dem trotteligen Buchhändler, der von Hugh Grant erstklassig gespielt wurde, und der erfolgreichen Schauspielerin, verkörpert durch Julia Roberts, zu. Gegensätzlicher konnte das Paar nicht sein.
Im Zuge dessen wurde ich nachdenklich. Heutzutage – verstärkt durch die sozialen Medien, ist es üblich, sich von seiner besten Seite zu präsentieren. Dies grenzt schon an Selbstverliebtheit und Narzissmus. Dagegen fordern die gängigen Businessportalen wie linkedin und xing eine perfekte Selbstdarstellung des eigenen Profils.
· Was sind die Erfolge?
· Was sind die Stärken?
· Für was stehe ich?
· Wie viele Beiträge werden geschrieben?
· Wie groß ist die Anzahl der Kontakte?
Wo ist hier die Grenze zwischen selbstverliebten Narzissmus und ehrlichem Darstellen seiner Person und seiner Fähigkeiten? Hat jemand, der eher bescheiden auftritt, überhaupt eine Chance in unserer Gesellschaft? Wird er wahrgenommen?
In der BeratungzurberuflichenNeuorientierung erfordert diese Fragestellung ein „Fingerspitzengefühl“ zwischen optimaler nutzenbringender Selbstdarstellung, selbstverliebter Selbstdarstellung und Understatement.
Mir persönlich ist es wichtig, mit meinen Klienten*innen gemeinsam das richtige Maß einer optimalen Selbstdarstellung zu finden, die authentisch und ehrlich rüberkommt mit nachvollziehbaren, belegbaren Erfolgen. So kann der Klient*in, im schriftlichen (Bewerbungsunterlagen, linkedinProfil) und mündlichen Bewerbungsprozess (Vorstellungsgespräch) seine Persönlichkeit und Nutzen für den neuen Arbeitgeber gut darstellen ohne „marktschreierisch“ zu wirken und sich selbst mit dem Gesagten identifizieren. Die Arbeit und die Ermittlung der eigenen sozialen und fachlichen Stärken nehmen hier ebenfalls einen großen Raum ein.
Oft höre ich das Argument von meinen Klienten, die lieber Understatement bevorzugen:
„Wozu Erfolge erwähnen? Mir war wichtig, eine gute Arbeit zu machen. Das liest man doch aus dem Lebenslauf heraus.“
Nein, es ist leider nicht so. Die Gegenseite hat oft zu wenig Zeit, zwischen den Zeilen zu lesen. Und man stellt jemand nicht aus Wohltätigkeitszwecken ein, sondern es ist ein klarer Vertrag: Nutzen und Engagement gegen Gehalt.
Understatement muss nicht immer falsch sein. Oft ist es ein Ausdruck einer eher bescheidenen Persönlichkeit, die nicht gerne in der 1. Reihe steht. Erfahrene Personaler wissen das und können abschätzen ob diese Haltung für den neuen Job die passende ist oder nicht.
Understatement kann auch bewusst als „Waffe“ verstanden werden. Gemäß dem Motto: Stille Wasser sind tief – gern auch genutzt von Frauen, die äußerst strategisch im Hintergrund arbeiten, vor dort aus ihre Fäden ziehen- und ungestört beruflich weiter gekommen sind.
Was ist Ihre/Eure Meinung dazu?
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